Meine persönliche Motivation

Ich bin Lega.

Ich musste das 2. Schuljahr wiederholen. Das half nichts. Die damals alten Lehrerinnen, der Grundschule, Golzheimer Heide legten meinen Eltern die Sonderschule ans Herz. Aber da war diese junge Lehrerin, die sagte: „Das Kind hat Legasthenie“, so gab es diesen Test, einen halben Tag lang, bei einem Sonderpädagogen, Malte Hirschfeld. Mit dem Ergebnis, dass ich nicht, wie von den Lehrerinnen behauptet, dumm und faul war. Ganz im Gegenteil, der Intelligenztest mit einem HAWIK-IQ von 125-130 war überdurchschnittlich und 95% höher als der meiner Altersgenossen. Aber die Konzentrationsfähigkeit und das Lese- und Schreibvermögen waren mehr als unzulänglich, so dass mir 99% meiner Altersgenossen im Lesen und Schreiben überlegen waren.

Seitdem bin ich zertifizierter Legastheniker.

Ein neuer und pädagogisch sehr begabter Klassenlehrer, in der 3. Klasse, Herr Birnkraut, motivierte mich, wenn das Diktat nicht mehr 37 Fehler, sondern nur noch 33 hatte. Die Deutschnote wurde ausgesetzt und ich bekam Förderunterricht. Nach der 4. Klasse wurde es die Montessorie Hauptschule, die mir vermittelte, dass Lernen Spaß macht und Wissen bereichert. So wechselte ich in der 7. Klasse zum Aufbaugymnasium, damals „Am Bonneshof“, heute „Georg Büchner Gymnasium“. Mein Abitur (3,0) erhielt ich 1985 in der Aula der heutigen Golzheimer Realschule, mein Magistra Artium 1995 an der Ruhr-Universität Bochum in der Fächern Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Soziologie und Philosophie, mit der Gesamtnote sehr gut.

Dies verdanke ich einzig Herrn Birnkraut, Frau Herfeld-Echterhoff, Herrn Skubski-Martin und Frau Bahl, meinen Lehrern.

Heute geht mein Sohn (12 Jahre), Legastheniker, auf die Golzheimer Realschule.

Es sind nicht die Lehrer, die Schule oder die öffentlichen, bzw. staatlichen Organe, sondern die Eltern, die sich – wenn überhaupt – für die Belange ihrer legasthenen Kinder einsetzen.
Das kann so nicht richtig sein und muß geändert werden.

Nov. 2015

Birgit Jantsch